Die meisten Patientenverfügungen in Deutschland werden von den Betroffenen selbst erstellt – häufig in Unwissenheit, wie sie ihren Willen niederschreiben sollen. Und immer getrieben von der Sorge, hoffentlich nichts Falsches zu entscheiden. Oftmals findet auch der dringend erforderliche Dialog zwischen den betroffenen Personen und ihren Bevollmächtigten nicht statt.
Mit der Initiative zur gesundheitlichen Vorausplanung im Hospiz- und Palliativgesetz wurde im § 132 g SGB V nun erstmals ein neues innovatives Konzept zur Erstellung einer Patientenverfügung in Pflegeeinrichtungen der Alten- und Wiedereingliederungshilfe verankert.
Sie soll einen Beitrag leisten, die Autonomie zu stärken und Menschen befähigen eine Patientenverfügung im Dialog zu erstellen. Die Vorausplanung wird hier als mehrzeitiger kommunikativer Prozess verstanden, in dem Betroffene gemeinsam mit einem Gesprächsbegleiter zukünftige Wünsche für ihre medizinische Behandlung ermitteln, anwendertauglich dokumentieren und bei Bedarf aktualisieren können.
Lerninhalte:
- Hintergrund zu Patientenautonomie, Stellvertreterentscheidung
- Entwicklung von ACP (Advance Care Planning) – BVP (Behandlung im Voraus planen)
- Rechtliche Grundlagen: Betreuung und Patientenverfügungsgesetz
- Grundlagen Kommunikation und Gesprächsbegleitung
- Elemente der Begleitungsgespräche
- Schauspielgestützte Praxisübungen
- Dokument: Archivierung, Zugriff und Transfer
- Qualitätssicherung
- Ethische Fragestellung
Block 1: 3 Tage vom 19.09. - 21.09.2022
- Einführung, Grundlagen: Autonomie-„Einstellungen“, Bevollmächtigung von der konventionellen Patientenverfügung zu ACP/BVP
- Elemente der BVP-Gesprächsbegleitung (I)
- Elemente der BVP-Gesprächsbegleitung (II) – Akute Krise/Notfallbogen
Block 2: 2,5 Tage vom 12.12. - 14.12.2022
- Elemente der BVP-Gesprächsbegleitung (III)
- Akutstationäre Behandlung bei anhaltender Einwilligungsunfähigkeit
- Elemente der BVP-Gesprächsbegleitung (IV) – Dauerhafte Entscheidungsunfähigkeit
Block 3: 2,5 Tage vom 13.02. - 15.02.2023
- Rechtlicher Rahmen: Patientenverfügungsgesetz, Betreuungsrecht, Aufgaben und Pflichten des Bevollmächtigten/Betreuers
- Elemente der BVP-Gesprächsbegleitung (V)
- Regionale Implementierung in bestehenden Netzwerken und Strukturen
- Vertreterdokumentation
Die Inhalte der 8-tägigen Präsenzschulung sind inhaltlich konzipiert nach den Empfehlungen für ein nationales Mustercurriculum der Task Force der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) zur Implementierung des § 132 g SGB V des Hospiz- und Palliativgesetzes.